12.10.2009 - eLearning ist selbstgesteuertes Lernen

Was ist damit gemeint? Offensichtlich, daß Lernen selber (aus der Sicht des Lernenden) gesteuert wird. Dies mag trivial klingen, es ist uns aber nicht immer bewußt, wie solch ein "lernerzentrierter" Unterricht stattzufinden hat.

Betrachten wir zum Unterschied typischen Schulunterricht, ich zitiere dazu zwei Studien. Die erste - zugegeben nicht mehr ganz neue - stammt vom Lehrerehepaar Tausch aus den 70er Jahren. Diese stellten fest, daß in einer durchschnittlichen Unterrichtsstunde

• 50 Befehle des Lehrers an die Klasse gegeben wurden,
• über 50 Fragen des Lehrers an die ganze Klasse gerichtet waren,
• über 50% der Kommunikation vom Lehrer allein bestritten wurde,
• Kommunikation von der Klasse meist unter 2% war,
• Lehrer über 15 Aufforderungen an die Klasse gaben, angefangene Sätze zu vervollständigen.

Meyer berichtete in den 90er Jahren, daß in einer Untersuchung Unterricht zu

• 7% aus Gruppenarbeit,
• 3% aus Klassenkooperation, 3% aus Partnerübungen,
• 10% aus Einzelarbeit und zum überwiegenden Teil, nämlich
• 77%, aus Frontalunterricht bestand.

Ohne Zweifel haben wir es hier mit lehrerzentriertem Unterricht zu tun: die Lehrperson steht dominant im Vordergrund, ohne sie geht gar nichts. Lehrerzentrierter Unterricht muß aber nicht zu schlechten Schulnoten führen. Ich hoffe, daß wir alle Erfahrungen mit zumindest einigen wenigen positiven Lehrerpersönlichkeiten haben.

Gute Schulnoten bedeutet aber nicht unbedingt guten Unterricht. Alle Schüler müssen sich, von der Schule entlassen, einmal einerseits dem Berufsleben stellen und andererseits versuchen, in der Gesellschaft, in der sie leben, ein möglichst erfülltes Leben führen. Dazu gehört unter anderem auch lebenslanges Lernen, das im zunehmend stärkeren Ausmaß als eLearning durchgeführt wird.

ELearning muß (und will auch) auf Lehrerdominanz und Steuerung des Lernens durch Lehrer verzichten. Anstelle der Lehrperson muß Lehrtext treten, der pädagogisch so aufgebaut ist, daß er - wenn nötig schrittweise - zum lernerzentrierten und selbstgesteuerten Lernen führt. Dabei darf nicht vorausgesetzt werden, daß Lernenden dies auch schon von Anfang an klar ist.
   
 

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