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16.09.2009 - Präsenzlernen oder eLearning?

Nach der Sommerpause wollen wir uns mit dieser oft gehörten Frage beschäftigen, bei deren Beantwortung wir feststellen werden, daß sie eigentlich falsch gestellt ist. Daher zuerst ein paar Klarstellungen.

Unter Präsenzlernen verstehen wir den guten alten Frontalunterricht: eine Lehrperson unterrichtet, Lernende hören zu und lernen (hoffentlich). Oft - glücklicherweise nicht immer - ist diese Art Unterricht lehrerzentriert, alle Lernenden bekommen den gleichen Stoff vorgesetzt und nehmen eher passiv am Unterricht teil. In der Praxis sind Diskussionen und selbständiges Erarbeiten von Lösungen kaum zu finden, meist aus Zeitgründen und weniger aus fehlendem Willen der Lehrperson.

eLearning ist weniger leicht zu definieren, da - wie wir aus früheren Blogs wissen -  dieses in verschiedenen Formen vorkommt. Nehmen wir als Beispiel einen Kurs, der vollständig im Internet abgewickelt wird. Teilnehmer (Lernende) und Instruktoren / Mentoren (Lehrende) sind weitgehend anonym. Der gesamte Lehrstoff befindet sich auf den Webseiten des Kursanbieters.

Aus einer Reihe von Untersuchungen wissen wir beispielsweise, daß

  • Lernende (besonders Frauen) zwar häufig eine Lehrperson vorziehen, aber nicht immer Zeit und Gelegenheit haben, an einem Präsenzunterricht teilzunehmen,
  • es eher an der Art und Form des Lehrstoffes liegt, und wie dieser dargeboten wird, ob Unterricht erfolgreich ist,
  • Lernende äußerst verschiedene Profile aufweisen, besonders was Motivation, Lernstil und eigene Lernstrategien betrifft.

Wenn wir diesen Untersuchungsergebnissen Glauben schenken dann bedeutet dies, daß nicht so sehr das Medium (die Lehrperson, das Internet / der Computer), sondern Lehrstoff und Lehrmethode, einschließlich der Lerntheorie auf welche diese aufbauen, für den Erfolg oder Mißerfolg im Unterricht verantwortlich sind.

Dem Idealfall im Unterricht, nämlich hochmotivierte Lehrende mit wenigen und ebenfalls hochmotivierten Lernenden, mit ausreichend Ressourcen (Zeit, Materialien, etc.) werden wir in der Praxis kaum begegnen. Das Eingehen auf die Individualität des einzelnen Lernenden in Bezug auf Vorkenntnisse, Lernstil und Motivation ist dem Kostendruck schon längst zum Opfer gefallen.

Wie sieht es nun beim eLearning aus? Eine der häufigsten Fehler ist das Ignorieren der Individualität der Lernenden. Im schlimmsten Fall werden die gleichen Unterrichtsmaterialien wie im Präsenzunterricht verwendet, vielleicht noch etwas formatiert mit Hilfe von Microsoft Word und ergänzt mit einigen lieblos aufbereiteten Powerpoint Folien. Die Konsequenzen sind Unzufriedenheit, Mißerfolg im Lernen und unverhältnismäßig hohe Lernabbrüche.

Dabei ist das Internet geradezu prädestiniert Lehrstoff zu vermitteln, der durch Offenheit der Lernumgebung und Interaktivität auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingeht. Gewiß, dies hat seinen Preis, aber Zufriedenheit beim Lernenden, Lernerfolg und Lernabbruch als Ausnahme werden dies rechtfertigen.

 

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